Die AfD auf TikTok
Wie der Social-Media Wahlerfolg der AfD die Parteienlandschaft erschüttert. Wird die Bundestagswahl auch von der AfD dominiert?
Die AfD hat in den letzten Jahren eine beachtliche Präsenz der Social-Media-Plattform TikTok aufgebaut. Ihr Erfolg auf der Plattform, insbesondere unter jungen Wählerinnen und Wählern, hat eine intensive Debatte über die Wirkung populistischer Inhalte in sozialen Medien entfacht. Der sogenannte TikTok-Erfolg der Partei wirft Fragen auf: Warum ist diese Partei auf TikTok besonders erfolgreich? Welche Inhalte sprechen junge Menschen an, und welche Konsequenzen hat dies für die politische Landschaft?
Die wachsende Bedeutung von TikTok als politisches Werkzeug unterstreicht, wie sich der Wahlkampf verändert. Plattformen wie TikTok bieten Reichweiten, die traditionelle Kanäle übertreffen. Doch wie hat die AfD es geschafft, diese Plattform so erfolgreich zu nutzen?
AfD dominiert TikTok: Ein neuer Weg zur Sichtbarkeit
Die AfD hat TikTok früher als viele etablierte Parteien für sich entdeckt. Laut einer Studie der Universität Potsdam aus dem Jahr 2024 erreichten die offiziellen TikTok-Kanäle der AfD mehr Reichweite als die Kanäle anderer Parteien. Besonders in den Wochen vor der Landtagswahl in Sachsen und Thüringen war die AfD auf TikTok aktiv und veröffentlichte täglich ein Video. Im Vergleich dazu waren die Inhalte der CDU mit einem Video pro Woche bedeutend seltener in den Feeds von Nutzerinnen und Nutzern zu finden.
Mit über 75.000 untersuchten Videos zeigte die Potsdamer Social Media Monitor-Studie, dass die AfD in den Feeds von Erstwählerinnen und Erstwählern doppelt so häufig wie andere Parteien vertreten war. Dies zeigt, dass die Partei die etablierten Parteien deutlich in ihrer Sichtbarkeit übertrifft, insbesondere bei der jungen Zielgruppe.
AfD-Politiker und der Algorithmus
Der Erfolg der AfD auf TikTok beruht auf mehreren Faktoren. Zunächst nutzt die Partei die Plattform, um gezielt emotionale Themen anzusprechen. Inhalte der konzentrieren sich auf Migration, Kritik an der Bundesregierung und Wirtschaftsthemen. Diese Themen sprechen gezielt Erstwählerinnen und Erstwähler an, die sich oft in einer Phase der politischen Orientierung befinden.
Darüber hinaus spielt der Algorithmus von TikTok eine entscheidende Rolle. Die Plattform bevorzugt Inhalte, die hohe Interaktionen erzeugen, und polarisierende Themen generieren genau das. Dadurch werden Videos in den Feeds einer breiten Zielgruppe angezeigt.
Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat bei der Europawahl, erreichte mit einem TikTok-Video über 1,4 Millionen Aufrufe. In diesem propagierte er, dass „echte Männer rechts“ seien – ein Beispiel dafür, wie die Partei auf TikTok gezielt Schlagworte und einfache Botschaften einsetzt, um Aufmerksamkeit zu generieren.
Die Inhalte: Polarisierend und emotional
Die Inhalte der AfD auf Sozialen Medien sind bewusst emotional gestaltet. Die Partei setzt auf einfache Botschaften, die klare Feindbilder schaffen. Migration wird oft als Bedrohung dargestellt, und politische Gegner wie Olaf Scholz oder das Bündnis Sahra Wagenknecht werden als unfähig porträtiert, die Interessen der „Bürger“ zu vertreten. Diese Strategie führt dazu, dass die Videos der AfD deutlich mehr Reichweite erzielen als die Inhalte anderer Parteien zusammen.
Neben Migration sind Themen wie „soziale Gerechtigkeit“ und wirtschaftliche Unsicherheit zentrale Bestandteile der Videos. Die Partei versucht, sich als Alternative zu den etablierten Parteien darzustellen. Durch diese breite Aufstellung der Partei werden unterschiedliche Wählergruppen angesprochen, insbesondere in Sachsen und Thüringen, wo die Partei besonders erfolgreich ist.
Landtagswahl 2024: Ergebnisse und Auswirkungen der AfD auf tiktok
Die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen im September 2024 haben die politische Landschaft in Deutschland nachhaltig verändert. Die AfD in Thüringen wurde mit 32,8 % der Stimmen erstmals stärkste Kraft in einem deutschen Landesparlament, gefolgt von der CDU mit 23,6 % und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 15,8 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 73,6 %. In Sachsen erzielte die CDU mit 31,9 % einen knappen Sieg vor der AfD, die 30,6 % der Stimmen erhielt. Das BSW erreichte aus dem Stand 11,8 % und zog damit erstmals in den sächsischen Landtag ein.
Diese Ergebnisse unterstreichen den Wahlerfolg der AfD, insbesondere in den östlichen Bundesländern. In Thüringen gestaltet sich die Bildung einer stabilen Regierung schwierig, da alle etablierten Parteien eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschließen. In Sachsen konnte Michael Kretschmer (CDU) als Ministerpräsident wiedergewählt werden, doch auch hier ist die Regierung auf Unterstützung anderer Fraktionen angewiesen.
Die AfD konnte ihren Erfolg auf der Social-Media-Plattform nutzen, um insbesondere junge Wählergruppen zu mobilisieren. Bei Erstwählern doppelt so erfolgreich wie die anderen Parteien. Einer neue Studien zufolge erreichte die Partei besonders die 18- bis 24-Jährigen, die starkes Interesse an Politik auf TikTok angeben. Dies zeigt, wie soziale Medien zunehmend die politische Meinungsbildung beeinflussen.
Soziale Medien und politische Inhalte: Ein neues Spielfeld für jede Partei auf TikTok
Soziale Medien wie TikTok haben die politische Kommunikation grundlegend verändert. Politikerinnen und Politiker kämpfen nach wie vor oft damit Schritt zu halten. Die Plattform bietet Parteien die Möglichkeit, gezielt bestimmte Zielgruppen anzusprechen. Für die AfD ist dies eine Chance, sich als Partei auf TikTok zu positionieren und junge Wählergruppen zu erreichen.
Andere Parteien, wie die CDU und die SPD, haben Schwierigkeiten, auf TikTok dieselbe Reichweite zu erzielen. Laut Roland Verwiebe, einem Experten für politische Kommunikation, fehlt es diesen Parteien oft an einer klaren Strategie für die Plattform. Die AfD hingegen hat eine konsistente Botschaft, die sie erfolgreich in ihren Kanälen umsetzt.
Kritik am TikTok-Erfolg der AfD
Der TikTok-Erfolg der AfD ist jedoch nicht ohne Kritik. Experten warnen vor den Risiken, die mit der Verbreitung populistischer Inhalte einhergehen. Rechtsextreme Botschaften, die subtil in den Videos verpackt sind, können junge Menschen beeinflussen und ihre politische Orientierung langfristig prägen. Besonders Erstwählerinnen und Erstwähler sind für solche Inhalte empfänglich, da sie oft noch wenig Erfahrung mit politischer Meinungsbildung haben.
Ein weiteres Problem ist die geringe Moderation von Inhalten auf TikTok. Obwohl die Plattform politische Inhalte nicht explizit fördert, sorgt der Algorithmus dafür, dass polarisierende Themen prominent angezeigt werden. Dadurch erhalten rechtsextreme Botschaften eine größere Plattform, als es in traditionellen Medien möglich wäre.
Fazit: Politik auf TikTok und die Bundestagswahl 2025
Der Erfolg der AfD zeigt, wie soziale Medien die politische Kommunikation verändern. Die Partei nutzt die Plattform, um gezielt junge Wählergruppen anzusprechen und ihre Inhalte emotional und kontrovers zu präsentieren. Mit ihrer breiten Aufstellung und dem gezielten Einsatz von polarisierenden Botschaften hat die AfD eine neue Dimension der politischen Werbung geschaffen.
Laut Stefan Mannes, Politikberater und Kommunikationsexperte von kakoii Berlin, liegt der Erfolg vor allem in ihrer konsequenten Strategie: „Die AfD versteht es, TikTok als Plattform zu nutzen, die Emotionen in den Mittelpunkt stellt. Dies unterscheidet sie deutlich von den anderen Parteien, die oft in traditionellen Kommunikationsmustern verharren. Die Landtagswahlen 2024 in Sachsen und Thüringen haben gezeigt, dass die AfD ihre TikTok-Strategie erfolgreich in Stimmen umwandeln konnte. Die Bedeutung sozialer Medien für die politische Meinungsbildung wird dabei weiter zunehmen und voraussichtlich auch die Bundestagswahl 2025 entscheiden.“
Fachliteratur, Quellen, mehr zum Thema
Studie der Universität Potsdam: „Potsdamer Social Media Monitor“, 2024.
Shell Jugendstudie, 19. Ausgabe, 2024.
Gerne empfehlen wir uns in diesem Zusammenhang auch als Public Affairs Agentur, Social Media Agentur und Agentur für Politikberatung und politische Kommunikation.