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Das letzte Trinkgeld

Das letzte Trinkgeld bei der Testamentspende

Vor einiger Zeit saß ich mit einer Vertreterin einer großen, spendensuchenden Organisation zusammen. Wir diskutierten, wie Organisationen Menschen dazu bewegen, gerade ihnen einen Teil ihres Nachlasses zu vermachen. Zwischen Zahlen, Erfahrungen und Sinnfragen kam mir ein Gedanke, so einfach wie das Geben von Trinkgeld.

„Was wäre“, schlug ich vor, „wenn wir das Spiel ändern? Wenn sich alle Organisationen – von Caritas bis Tierheim, von Umweltverband bis Hospizdienst – zusammentun und gemeinsam einen ethischen Standard bewerben: fünfzehn Prozent. Einfach fünfzehn Prozent jeder Erbschaft für eine karitative Organisation nach Wahl.“

Ihre Antwort blieb mir im Kopf, vielleicht, weil sie so ehrlich war. Sie erinnerte mich an das, was Roger Willemsen einmal „arbeitsteilige Innerlichkeit“ nannte: Wir leben mit widersprüchlichen Maßstäben – setzen uns in einem Bereich für Solidarität ein, während wir im nächsten Wettbewerb als gottgegeben hinnehmen.

Fünfzehn Prozent. So viel geben wir nach dem Essen dem Kellner, fast selbstverständlich. Übertragen auf Erbschaften, wäre das für die meisten Erben gut verkraftbar, der Familienfrieden bliebe erhalten. Doch auf die gigantischen Summen angewandt, die in den kommenden Jahren vererbt werden, könnten wir damit nicht nur viele soziale und ökologische Probleme hierzulande lösen, sondern sogar einen Teil der globalen Herausforderungen mit.

Ich bin überzeugt: Wenn wirklich alle mitmachen, können wir in wenigen Jahren einen solchen Ethikstandard in Deutschland etablieren. Es braucht keine politischen Vorgaben, nur gemeinsames Handeln und eine gesellschaftliche Debatte, die nicht bei Einzelinteressen Halt macht.

Vielleicht war meine Gesprächspartnerin an diesem Tag noch skeptisch, vielleicht schien ihr die Idee zu groß – oder einfach zu ungewohnt. Doch gerade darin spiegelt sich das Dilemma unserer Zeit: Wir haben es verlernt, das Große zu denken. Wir portionieren die Welt in kleine, verwaltbare Aufgaben und übersehen dabei, dass manche Probleme nur gemeinsam gelöst werden können.

Was mich an der Idee fasziniert, ist ihre schlichte Universalität. Kein Erbe müsste sich von seiner Familie entfremden, kein Vermächtnis würde ernsthaft geschmälert. Und doch – wenn dieser Gedanke zur gesellschaftlichen Norm würde, so selbstverständlich wie Anschnallen oder Händewaschen, könnte ein Wandel entstehen, der nicht von oben verordnet, sondern von unten getragen wird.

Vielleicht ist das der Unterschied zwischen dem Erleben und dem Erfahren, den Marcel Proust beschrieb: Erleben heißt, das Problem als Information wahrzunehmen. Erfahren bedeutet, es in eigene Verantwortung zu übersetzen.

In einer Zeit, in der wir über Künstliche Intelligenz und Mars-Kolonien sprechen, wirkt die Idee eines ethischen Erbschaftsstandards fast anachronistisch schlicht. Doch vielleicht liegt gerade darin ihre Kraft: Sie braucht keine Technologie, nur den Mut zur gemeinsamen Selbstlosigkeit.

Stefan Mannes ist Kommunikationsberater und Geschäftsführer der Agentur kakoii Berlin. Seit über 20 Jahren begleitet er Firmen, Marken, NGOs und öffentliche Institutionen dabei, Worte in Wirkung zu verwandeln – von globaler Strategie bis gesellschaftlicher Kampagne. Gerne empfehlen wir uns in diesem Zusammenhang nicht nur zum Thema Testamentspende, sondern auch als Fundraising Agentur und Sozialmarketing Agentur.

Ich freue mich auf Gespräche.

Telefon: 030 440 3232 8
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