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Ein paar bunte Scheiben Käse reichen heute, um einen Kulturkampf auszulösen.

Verpackungspsychologie „Verpackungen haben einen Placebo-Effekt“

Shitstorm gegen Milram: „So wie die Verpackung aussieht, ist sie definitiv ein politisches Statement“ Der Käsehersteller Milram bekam für eine Vielfaltskampagne einen Shitstorm. Kommunikationsberater Stefan Mannes sagt: Die Idee war gut, die Umsetzung miserabel. Interview vom 20.8.2025 Mit einer limitierten Version seiner Verpackungen wollte der Käsehersteller eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Abgebildet sind Menschen unterschiedlicher Hautfarben. Dafür […]

Shitstorm gegen Milram: „So wie die Verpackung aussieht, ist sie definitiv ein politisches Statement“

Der Käsehersteller Milram bekam für eine Vielfaltskampagne einen Shitstorm. Kommunikationsberater Stefan Mannes sagt: Die Idee war gut, die Umsetzung miserabel.

Interview vom 20.8.2025

Verpackungspsychologie „Verpackungen haben einen Placebo-Effekt“

Mit einer limitierten Version seiner Verpackungen wollte der Käsehersteller eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Abgebildet sind Menschen unterschiedlicher Hautfarben. Dafür gab es einen Shitstorm im Netz sowie Boykottaufrufe – vor allem von rechts. Das Unternehmen versucht sich nun in der Verteidigung: Man stehe zur Kampagne, es sei ihm allerdings nie um Politik gegangen. Wie klug ist das?

WirtschaftsWoche: Was halten Sie von der Kampagne des Käseherstellers Milram?
Stefan Mannes: Die Idee finde ich erstmal nicht schlecht. Wenn man sich als Unternehmen politisch äußern will, dann ist Diversität in der Regel ein recht unproblematisches Feld.

Könnte man meinen. Im Netz gab es allerdings einen Shitstorm – und sogar Boykottaufrufe. Hat Sie das verwundert?
Mich hat eher die Reaktion des Unternehmens verwundert. Der Pressesprecher sagt, die Kampagne sei kein politisches Statement. Aber in Zeiten von Migrationsdebatten und großer Zustimmung für die AfD ist sie das sehr wohl. Der Sprecher ist also entweder naiv – oder er versucht, sich herauszureden.

Inwiefern?
Die Argumentation von Milram lautet, dass einerseits Menschen aus 50 Nationen in dem Unternehmen arbeiten, andererseits, dass das Unternehmen eine junge Zielgruppe besser ansprechen will. Jetzt ist es aber so: So wie die Verpackung aussieht, ist sie definitiv ein politisches Statement. Das sind nicht einfach nur gut gelaunte junge Menschen. Die Idee war: Wir greifen einen Zeitgeist auf, aber bewusst nicht in politischer Form. Das wäre selbst vor zehn Jahren falsch gewesen. Heute ist es sehr, sehr falsch. Das würde bedeuten, dass man die aktuellen politischen Diskussionen gar nicht mitbekommen hat.

Also die Debatte um Vielfalt und einen möglichen Backlash, um Zuwanderung und Rassismus. Was ist denn da schiefgelaufen?
Vermutlich folgendes: Die Designagentur oder die Marketingabteilung hatte eine gute Idee und irgendjemand hat gesagt: „Die junge Zielgruppe wird das lieben. Und es wird bestimmt Beschwerden geben. Das hilft dann, das macht mehr Öffentlichkeit.“ Ich glaube jetzt nicht, dass Milram die Kampagne initiiert hat, um einen Skandal zu erzeugen. Das würde anders aussehen. Ich glaube allerdings, dass sie die Reaktionen unterschätzt haben. Und sie haben sich definitiv schlecht herausgeredet.

Wie hätte Milram reagieren sollen?
Zu sagen, sie hätten es nicht politisch gemeint, ist die schlechteste aller Reaktionen. Sie machen ein politisches Statement – und entwerten es direkt wieder. Am Ende sind Menschen, die sich von der Verpackung angesprochen fühlen, enttäuscht. Ebenso wie diejenigen, die Kritik an der Verpackung geäußert haben. Bei so einer Kampagne muss man sich auf den Gegenwind einstellen. Und ihn aushalten.

Am Ende sollen die Kunden ja im Idealfall auch das Produkt kaufen. Ist es überhaupt sinnvoll, dass ich mich als Käseproduzent politisch positioniere – im Zweifel sogar zulasten meiner wirtschaftlichen Situation?
Zuerst einmal muss man sagen: Die meisten Unternehmen äußern sich politisch überhaupt nicht. Die meisten Unternehmen machen gute Produkte, verkaufen die, und, wenn sie sich politisch positionieren, dann intern, mit Diversitäts- oder Inklusionsprogrammen. In die Außenkommunikation kommt Politik eigentlich selten. Und das hat auch einen guten Grund. Es muss nämlich exakt zur Marke passen. Nur: Die allermeisten Marken haben nicht das Geringste mit Diversität zu tun. Eigentlich sollte der Gedanke sein: Wir fördern intern die Vielfalt – und kommunizieren das auch nach außen. In der Realität schaut man eher: Was bringt uns Sympathiewerte, was sind die Risikowerte?

Sollten Unternehmen dann in Ihren Augen überhaupt politische Kommunikation betreiben?
Wenn es niemandem schadet und gut gemacht ist, warum nicht? Aber es ist zumindest nicht ihre primäre Aufgabe, Diversität in der Gesellschaft zu zelebrieren.

Und im Fall von Milram?
Das hätte man sich wirklich sparen können. Wenn sich am Ende niemand hinstellt und sagt: Das haben wir aus gutem Grund gemacht, weil uns Vielfalt am Herzen liegt, dann kommt es einfach nicht an.

Welchen Unternehmen gelingt es denn besser?
Es gibt wirklich wenige Unternehmen, die authentisch – wenn man das bei Unternehmen überhaupt sagen kann – politisch kommunizieren. Und dann steht in der Regel ein Unternehmer dahinter. Dirk Rossmann ist ein gutes Beispiel. Dem liegt die Umwelt am Herzen. Und das kommunizieren er und sein Unternehmen immer wieder. In den USA können wir derzeit beobachten, dass die meisten Unternehmen sich an das politische Umfeld anpassen.

Weil sie reihenweise ihre Programme zur Förderung von Vielfalt und Gleichberechtigung gestrichen haben, seitdem Donald Trump mit dem Entzug staatlicher Aufträge droht.
Genau. Und darunter leidet die Glaubwürdigkeit von politischen Kampagnen.

Ist jede Art von Aufmerksamkeit gut für die Marke, auch wenn sie in einem Shitstorm endet?
Nein, die Kommunikation muss zur Marke passen. Wenn Sie eine brave Marke sind, die Scheibenkäse herstellt, dann passt das nicht. Wenn Sie True Foods sind und sexistische Kalauer auf Ihre Flaschen drucken, passt es. Wenn Sie eine Rock’n’Roll-Marke sind, dann passt alles, was Rock’n’Roll verspricht. Red Bull? Perfekt. Die machen alles, was mit Adrenalin zu tun hat. Ab und an geht ein Fallschirm nicht auf oder Menschen verletzen sich. Aber es passt zum Produkt – deshalb funktioniert es. Wenn es nicht zur Marke passt, weil Sie brave Produkte haben, dann sollten Sie Skandale unbedingt vermeiden. Dass jede Aufmerksamkeit gut ist, stimmt schon lange nicht mehr.

Bei der Kleidungsmarke Benetton hat es funktioniert. Schon in den 1990er-Jahren haben die Marketingkampagnen für viel Diskussion gesorgt, auch viel negative.
Benetton hat sich bewusst dazu entschieden, unter all den langweiligen Kleidungsmarken richtig Aufmerksamkeit zu erzeugen. Obwohl die eigentlich ganz brave Sachen gemacht haben. Sie produzierten damals unifarbene Pullover. Aber die haben bewusst auf provokante Kampagnen gesetzt, quasi als Markenschliff. Das hat funktioniert. Was nicht funktioniert: braves Produkt, brave Kommunikation – und dann eine einmalige Aktion.

Sollte Milram jetzt also mit ähnlichen Kampagnen weitermachen?
Der Fehler bei Milram ist nicht, dass es vermutlich bei der einen Kampagne bleiben wird. Sondern dass Sie den politischen Teil gar nicht mitgedacht zu haben scheinen. Und das in ihrem Statement auch offen zugegeben haben. Die Aktion hätte eine gute Chance sein können, die aber nicht genutzt wurde. Schade.

 

Stefan Mannes gründete vor mehr als 20 Jahren die Kommunikationsagentur Kakoii mit Standorten in Berlin und Tokio. Mannes betreut sowohl Unternehmen als auch politische Akteure. In den vergangenen Jahren hat er immer wieder erlebt, wie unterschiedliche Unternehmen mit Skandalen umgehen.

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Wie wertebewusste Shopper den Handel neu programmieren

Wie wertebewusste Shopper den Handel neu programmieren

Trendforschung trifft Praxis Wenn Top-Manager eine Strategiepräsentation mit Zukunftsdaten spicken, fällt fast immer derselbe Name: The Future Laboratory. Seit zwei Jahrzehnten liefert die Londoner Denkfabrik nicht nur bunte Folien, sondern belastbare Szenarien, die von LVMH bis Patagonia in Vorstandsetagen zirkulieren. Für ihren neuen Report vereinte das Team verbale Tiefeninterviews, ethnografische Tagebücher und digitale Spurenanalyse – […]

Wie wertebewusste Shopper den Handel neu programmieren

Trendforschung trifft Praxis

Wenn Top-Manager eine Strategiepräsentation mit Zukunftsdaten spicken, fällt fast immer derselbe Name: The Future Laboratory. Seit zwei Jahrzehnten liefert die Londoner Denkfabrik nicht nur bunte Folien, sondern belastbare Szenarien, die von LVMH bis Patagonia in Vorstandsetagen zirkulieren. Für ihren neuen Report vereinte das Team verbale Tiefeninterviews, ethnografische Tagebücher und digitale Spurenanalyse – und brachte die Theorie anschaulich auf den Boden. Besonders spannend: Fünf reale Konsument*innen öffneten ihre Einkaufswelten, darunter Stefan Mannes, der mit kakoii unter anderem auch viele NGOs, Kulturmarken und nachhaltige Unternehmen berät. „Ich war begeistert, nicht bloß Rede und Antwort zu stehen, sondern als lebendiges Beispiel für ein neues Konsument*innensegment porträtiert zu werden“, erzählt er.

Vom Krisenschock zur Werteökonomie

Explodierende Energiekosten, gestörte Lieferketten, Klimawarnungen im Stundentakt – das vergangene Halbjahrzehnt hat nicht nur Geldbeutel, sondern Haltungen erschüttert. In aktuellen Umfragen sagen vier von zehn Menschen, sie kauften heute stärker nach ethischen Maßstäben als vor fünf Jahren. Gleichzeitig misstraut eine deutliche Mehrheit Unternehmen, die Rentabilität über Verantwortung stellen. Der Preis bleibt wichtig, aber er verliert das Monopol auf Kaufentscheidungen. Marken, die weiterhin ausschließlich mit Rabattschlachten auf sich aufmerksam machen, wirken wie aus der Zeit gefallen

Die fünf Gesichter der „Value Vanguard“

Der Report porträtiert fünf archetypische Charaktere und zeigt, dass Werte kein Nischenthema für Öko-Bubbles sind, sondern quer durch Alter und Einkommen diffundieren:

Persona Heimat Leitmotiv Soundbite
Re-Evaluator – Stefan Mannes, 48 Berlin Prüft Marken jährlich auf Preis, Qualität und Ethik „Kein Logo hat einen Freifahrtschein für immer.“
Social Shopper – Jasmine, 21 Swansea Second-Hand und Social-Media-Tipps formen den Style „Ein guter Dupe schlägt ein teures Label.“
Ethical Spender – Kika, 54 New York Einkaufen als politischer Akt „Mein Dollar ist meine Stimme.“
Community-Seeker – Clarissa, 21 London Sucht Zugehörigkeit beim Shoppen „Ein Laden darf sich wie ein Café anfühlen.“
Localist – Sara, 36 Florenz/Lissabon Investiert bewusst in die Nachbarschaft „Hyperlokal ist das neue Premium.“

 

Gemeinsam bilden sie die Value Vanguard – eine wertegetriebene Avantgarde, pragmatisch und doch prinzipienfest.

Sechs Kauf-Codes der Zukunft

  1. Imperfekte Nachhaltigkeit
    Die Vanguard erwartet Fortschritt, nicht Perfektion. Ein ehrlicher Zwischenschritt schlägt das Warten auf die makellose Lösung.

  2. Loyalty is Dead
    Zwei Drittel greifen bewusst zu Dupes. Wer teurer sein will, muss nachvollziehbar zeigen, wofür der Aufpreis steht – zum Beispiel für Reparierbarkeit oder faire Löhne.

  3. Back to Reality
    Online bleibt bequem, doch fast alle Befragten bevorzugen sinnliche, soziale Store-Erlebnisse. Läden mutieren zu Third Spaces, in denen Workshops, Repair-Bars oder After-Work-Events die Kasse flankieren.

  4. Ethik × Convenience
    Wertebewusstsein ja, aber ohne Informationsstress. Marken, die Lieferkette, CO₂-Fußabdruck und Lohnspanne auf einen Blick liefern, entlasten Kund*innen und ernten Vertrauen.

  5. Experiences over Objects
    Das Geld fließt in Erinnerungen: Pop-up-Dinner, Mikro-Retreats, limitierte Community-Events. Erlebnis schlägt Besitz, Story schlägt Status.

  6. Culture Clash
    Unerwartete Kollaborationen – etwa eine FinTech-App als Hauptkasse eines Festivals oder ein Baumarkt als Sponsor für Street-Art – schaffen kulturellen Mehrwert und lassen „langweilige“ Branchen leuchten.

Stimmungswechsel in Zahlen

  • Ein Viertel würde eine Marke sofort meiden, unterstützte sie öffentlich eine unbeliebte Sache.

  • Über die Hälfte ärgert sich mehr über sinkende Produktqualität als über steigende Preise.

  • Rund 60 Prozent zahlen gern mehr für Langlebigkeit, knapp ebenso viele für bessere Verarbeitung.

Die Botschaft ist klar: Qualität, Transparenz und Sinn sind die neuen Treiber – nicht mehr allein ein niedriger Kassenbon.

Vier strategische Handlungsfelder

A – Own Up
Unternehmen müssen den Vorhang lüften. Impact-Receipts, die Fortschritte und Fehltritte gleichermaßen sichtbar machen, verwandeln potenzielle Shitstorms in Dialog.

B – Curate Community
Vom Very-Important-Customer-Abend über Repair-Ateliers bis zum Discord-Stammtisch: Wer Begegnungen orchestriert, schafft emotionale Eintrittsbarrieren für Wettbewerber und erhält qualitatives Kundenfeedback frei Haus.

C – Channel Indie Spirit
Auch Weltkonzerne können lokal handeln: Mikro-Sortimente für bestimmte Stadtviertel, Kooperationen mit Kiez-Start-ups, Preismodelle angepasst an regionale Kaufkraft. Authentizität entsteht, wenn Marken wie ein Nachbarschaftsbewohner agieren.

D – Data for Good
First-Party-Daten sind mehr als Personalisierungs-Futter. Sie dokumentieren Fortschritte bei CO₂-Reduktion, Lieferketten-Fairness und Kreislaufwirtschaft und verwandeln KPI-Charts in glaubwürdige Storys.

Chancen für deutsche Unternehmen

Deutschland bringt eine kulturelle Mischung aus Sparsamkeit und Umweltbewusstsein mit – ideale Bedingungen, um die Value Vanguard zu begeistern.

  • Lebensmittelhandel kann mit CO₂-Scannern an Regalen oder Re-Fill-Corners punkten.

  • Modelabels profitieren von Pre-Loved-Programmen, die Retouren in begehrte Vintage-Stücke verwandeln.

  • Neobanken könnten Impact-Scores fürs Girokonto etablieren, die anzeigen, wie grün der vergangene Monat war.

Unsere Perspektive auf die neuen Shopper Trends

Für den kakoii-Geschäftsführer kristallisieren sich drei Lehren heraus:

  1. Storytelling braucht Substanz. Purpose ohne Proof bleibt Pose, konkrete Zahlen schlagen Pathos.

  2. Retail wird Bühne. Pop-up-Galerie, Repair-Café oder In-Store-Podcast-Studio – Gründe, vorbeizukommen, werden zur Währung.

  3. Daten dienen der Haltung. Saubere First-Party-Daten machen Nachhaltigkeits-Roadmaps transparent und ermöglichen neue Geschäftsmodelle, von Pfandabos bis Produkt-as-a-Service.

Der Anfang vom Dauerwandel

The Future Laboratory sieht den Wertewandel als irreversibel. Selbst wenn Inflationskurven flachen, bleiben Fragen nach Klimabilanz, Diversität und Gemeinwohl auf der Agenda. Die Value Vanguard wirkt als Frühwarnsystem: Sie spürt kulturelle Erschütterungen früher als die Masse und setzt neue Standards, bevor Excel-Prognosen sie abbilden. Unternehmen, die jetzt experimentieren, sichern sich nicht nur Resilienz, sondern eine soziale Lizenz zum Wachsen.

Fazit: Wert ist das neue Geld

Die Handelswelt bewegt sich von der Preisschlacht zur Wertedebatte. Marken, die glaubwürdig zeigen, wofür sie stehen, wen sie verbinden und welchen kulturellen Mehrwert sie schaffen, verwandeln flüchtige Kund*innen in Verbündete. Die Value Vanguard mag kleiner erscheinen als die Masse, doch sie fungiert als Trend-Multiplikator: Was hier Resonanz findet, skaliert morgen in den Mainstream.

Stefan Mannes bringt es auf den Punkt: „Der Handel der Zukunft ist Beziehungskunst. Wer Menschen zeigt, dass ihr Geld doppelt wirkt – für sie selbst und fürs Gemeinwohl – gewinnt eine Loyalität, die keine Dupe-App knacken kann.“

Hier geht es zu einem Artikel darüber in „The Drum“: Value-driven consumers are rewriting the rules of retail.

Gerne empfehlen wir uns in diesem Zusammenhang auch als Agentur für Markenberatung, Agentur für Verpackungsdesign und Branding Agentur.

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Die vorgezogene Bundestagswahl 2025 – haben Klein- und Kleinstparteien einen Nachteil?

Die vorgezogene Bundestagswahl 2025 – haben Klein- und Kleinstparteien einen Nachteil?

Der Radiosender m94,5 befragte Politikberater Stefan Mannes im Kontext der Bundestagswahl 2025 zu möglichen Nachteilen von kleinen Parteien. Die für Herbst 2025 geplante Bundestagswahl wird überraschend um fünf Monate vorgezogen. Offiziell heißt es seitens der Regierung, die politische Lage erfordere rasches Handeln und eine zügige Klärung der Mehrheitsverhältnisse. Doch wie wirkt sich dieser Schritt auf […]

Die vorgezogene Bundestagswahl 2025 – haben Klein- und Kleinstparteien einen Nachteil?Der Radiosender m94,5 befragte Politikberater Stefan Mannes im Kontext der Bundestagswahl 2025 zu möglichen Nachteilen von kleinen Parteien.

Die für Herbst 2025 geplante Bundestagswahl wird überraschend um fünf Monate vorgezogen. Offiziell heißt es seitens der Regierung, die politische Lage erfordere rasches Handeln und eine zügige Klärung der Mehrheitsverhältnisse. Doch wie wirkt sich dieser Schritt auf die Parteienlandschaft aus? Während etablierte Parteien in puncto Finanzierung, Personal und Medienaufmerksamkeit besser aufgestellt sind, geraten Klein- und Kleinstparteien deutlich stärker unter Druck.

Kampf um Unterstützungsunterschriften

Ein zentrales Problem für viele kleinere Parteien ist die Sammlung der benötigten Unterstützungsunterschriften. Damit sie landesweit zur Wahl antreten dürfen, müssen sie je nach Bundesland mehrere tausend Unterschriften einsammeln – eine logistische Herausforderung. Die nun verkürzte Vorbereitungszeit erschwert diese Aufgabe zusätzlich: Infostände, Werbekampagnen und persönliche Treffen zur Unterschriftensammlung müssen in deutlich engeren Zeitfenstern stattfinden. Für Parteien mit ohnehin geringen personellen Ressourcen kann das schnell zu einem kaum lösbaren Kraftakt werden.

Kürzere Kampagnenplanung und weniger Geld

Wahlkämpfe kosten Geld – von Plakaten über Flyer bis hin zu Online-Werbung. Wer ausreichend finanzielle Mittel hat, kann kurzfristig auf die neue Lage reagieren und etwa zusätzliche Werbeflächen buchen oder Kampagnenberater hinzuziehen. Klein- und Kleinstparteien hingegen verfügen nicht selten nur über ein schmales Budget und sind auf Privatspenden angewiesen, die sich innerhalb weniger Monate oft nicht in ausreichender Höhe generieren lassen. Die finanzielle Schieflage wird durch die zeitlichen Einschränkungen noch verstärkt.

Wenig Raum in den Medien

Die mediale Aufmerksamkeit konzentriert sich tendenziell auf die großen Parteien. Gerade in einem verkürzten Wahlkampf bleibt kaum Platz für vertiefte Diskussionen über Inhalte abseits der dominierenden Themen. Kleinere Parteien laufen Gefahr, im Schlagzeilengetümmel regelrecht unterzugehen. Auch Podiumsdiskussionen oder gemeinsame Wahlkampfveranstaltungen werden knapper terminiert, sodass die Chancen, eigene Ideen und Forderungen zu präsentieren, schrumpfen.

Organisatorische Engpässe und Personalmangel

Während etablierte Parteien auf eingespielte Strukturen und erfahrene Wahlkampfteams setzen können, ist für kleine Parteien oft jeder ehrenamtliche Helfer unverzichtbar. Die Organisation von Wahlständen, Veranstaltungen und Haustürbesuchen in kurzer Zeit beansprucht enorme Energie. Neue Freiwillige zu gewinnen und zu schulen, ist in wenigen Monaten schwieriger denn je. Dazu kommt, dass Parteimitglieder häufig nebenbei einem Beruf nachgehen und nicht jederzeit für Wahlkampfaktionen verfügbar sind.

Verpasste Chancen auf Bündnisse

Vor Wahlen schmieden kleinere Parteien manchmal taktische Bündnisse oder Absprachen, um gemeinsam mehr Sichtbarkeit zu erhalten. Auch diese Verhandlungen benötigen Zeit und Planung. Durch die Vorverlegung der Wahl fehlt für Sondierungsgespräche und Absprachen das nötige Zeitfenster, was mögliche Kooperationen erheblich erschwert.

Fazit

Die Vorverlegung der Bundestagswahl 2025 trifft zweifellos alle Parteien. Doch gerade für Klein- und Kleinstparteien, die ohnehin mit begrenzten Ressourcen agieren, sind die neuen Rahmenbedingungen eine enorme Hürde. Kürzere Vorbereitungszeiten, fehlende Gelder und eingeschränkte Sichtbarkeit könnten im Ergebnis dazu führen, dass deren politische Ideen und Anliegen kaum Gehör finden. Ob die vorgezogene Wahl am Ende entscheidende Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis im Parlament hat, bleibt abzuwarten – sicher ist jedoch, dass Klein- und Kleinstparteien härter kämpfen müssen als je zuvor.

Hier geht es zur Website des Senders. Gerne empfehlen wir uns in diesem Zusammenhang auch als Public Affairs Agentur, Social Media Agentur und Agentur für Politikberatung und politische Kommunikation.

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Trends im Public Marketing 2025

Die aktuelle Ausgabe der PUBLIC MARKETING, dem Fachmagazin für Kommunikation und Marketing im öffentlichen Sektor, widmet sich dem Thema „Marketing- und Kommunikationstrends 2025“. Im Rahmen dessen kamen diverse Agenturen in einer Umfrage zu Wort, unter anderem kakoii Berlin. Stefan Mannes, Geschäftsführer Strategie blickte für den Artikel in die Kristallkugel.

Die aktuelle Ausgabe der PUBLIC MARKETING, dem Fachmagazin für Kommunikation und Marketing im öffentlichen Sektor, widmet sich dem Thema „Marketing- und Kommunikationstrends 2025“. Im Rahmen dessen kamen diverse Agenturen in einer Umfrage zu Wort, unter anderem kakoii Berlin. Stefan Mannes, Geschäftsführer Strategie blickte für den Artikel in die Kristallkugel. 2024 setzten zahlreiche Akteure der öffentlichen […]

Die aktuelle Ausgabe der PUBLIC MARKETING, dem Fachmagazin für Kommunikation und Marketing im öffentlichen Sektor, widmet sich dem Thema „Marketing- und Kommunikationstrends 2025“. Im Rahmen dessen kamen diverse Agenturen in einer Umfrage zu Wort, unter anderem kakoii Berlin. Stefan Mannes, Geschäftsführer Strategie blickte für den Artikel in die Kristallkugel.Die aktuelle Ausgabe der PUBLIC MARKETING, dem Fachmagazin für Kommunikation und Marketing im öffentlichen Sektor, widmet sich dem Thema „Marketing- und Kommunikationstrends 2025“. Im Rahmen dessen kamen diverse Agenturen in einer Umfrage zu Wort, unter anderem kakoii Berlin. Stefan Mannes, Geschäftsführer Strategie blickte für den Artikel in die Kristallkugel.

2024 setzten zahlreiche Akteure der öffentlichen Hand im Public Marketing auf Storytelling und Personalisierung. Inwiefern wird sich das 2025 fortsetzen und professionalisieren?

„Personalisierung und Storytelling entwickeln sich vom projektbezogenen Ansatz zum strategischen Content-Marketing: Verwaltungen erzählen ihre „Mission“ in transmedialen Kampagnen. Statt isolierter Erfolgsmeldungen entstehen kontinuierliche Narrative – von der nachhaltigen Stadtentwicklung bis zur digitalen Transformation. Das kann man z.B. in Berlin bei der (von uns betreuten) Zukunftsorte-Initiative des Senats sehen. Zudem werden in Zukunft durch KI-gestützte Zielgruppenanalysen solche Narrative personalisiert ausgespielt: Ein Klimaschutzprojekt erreicht Schüler anders als Unternehmer. Marketing wird zum Motor des Wandels.“

Welche Plattformen werden dabei im kommenden Jahr besonders in den Fokus rücken?

„Es sind nicht Plattformen wie TikTok oder neue X-Alternativen. Vielmehr geht es um intelligentes Multi-Channel-Marketing: Kulturämter streamen Vernissagen auf Meta, Bibliotheken präsentieren Neuerwerbungen für Jugendliche via TikTok-Livestream. Alles so professionell wie exzellente Kampagnen aus der Wirtschaft. Es ist aber vor allem den kommunalen Apps zu wünschen, zu zentralen Plattformen für Service, Interaktion und Förderung von bürgerschaftlichem Engagement zu werden. Hier gibt es riesige Potenziale, nicht nur durch Gamification-Elemente.“

Persönliche Inhalte und ein gutes Storytelling tragen dazu bei, die Customer Journey zu verbessern. Welche weiteren Aspekte werden diese in Zukunft noch verstärkt Public Marketing beeinflussen?

„Neben den genannten Punkten wird sich Nutzerorientierung weiter durchsetzen. Denn gute öffentliche Services sind das bestmögliche Marketing. Die Vereinfachung von Prozessen, etwa wenn der Kita-Antrag automatisch Daten aus dem Geburtsregister übernimmt. Eine Kanalintegration ermöglicht, dass ein im Bürgerbüro begonnener Antrag online fertiggestellt werden kann. Verbesserte Service-Standards garantieren: Terminbestätigungen per SMS, Live-Chat-Support und 48-Stunden-Antwortgarantie. Das klingt im Kontext Verwaltung vielleicht nach 2040, aber ich bin gerne optimistisch.“

Public Marketing, 11-12/24

Gerne empfehlen wir uns in diesem Zusammenhang auch als Public Affairs Agentur und Agentur für Politikberatung und politische Kommunikation.

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kakoii begleitet Sankt Hedwigs-Kathedrale kommunikativ

kakoii begleitet Sankt Hedwigs-Kathedrale kommunikativ

Kirchenmarketing Die 1747 erbaute Sankt Hedwigs-Kathedrale in Berlin präsentiert sich seit dem 24. November 2024 nach umfassenden Renovierungsarbeiten in einem neuen Gewand. Das Herzstück bildet dabei ein kreisförmiges Fenster im Zenit der Kuppel, das den Blick auf den Berliner Himmel freigibt dnd eine Verbindung zwischen Himmel und Erde symbolisiert. Insgesamt achteten die Architekten Sichau & […]

Kirchenmarketing

kakoii begleitet Sankt Hedwigs-Kathedrale kommunikativDie 1747 erbaute Sankt Hedwigs-Kathedrale in Berlin präsentiert sich seit dem 24. November 2024 nach umfassenden Renovierungsarbeiten in einem neuen Gewand. Das Herzstück bildet dabei ein kreisförmiges Fenster im Zenit der Kuppel, das den Blick auf den Berliner Himmel freigibt dnd eine Verbindung zwischen Himmel und Erde symbolisiert. Insgesamt achteten die Architekten Sichau & Walter, die den Umbau gemeinsam mit Wiener Künstler Leo Zogmayer verantworteten, auf ein reduziertes Design.

Um auf die Wiedereröffnung aufmerksam zu machen, initiierte die Kreativagentur Kakoii Berlin im Auftrag des Erzbistums Berlin eine umfassende Imagekampagne. Mittels Citylight-Postern, Großplakaten, Anzeigen und einem Trailer an touristischen Orten im gesamten Berliner Raum soll nicht nur die architektonische Besonderheit der Kathedrale hervorgehoben, sondern auch ein breites Publikum angesprochen werden.

Creatvie Director Thekla Heineke, die die neu gestaltete Kirche als „eine Kathedrale wie ein Glaubensbekenntnis zur Ästhetik“ bezeichnet, sagt zur Kampagne: „Der Bezug der Kampagne zu Berlins Himmel eröffnet mehrere inhaltliche Ebenen, die Menschen unabhängig von ihrem Glaubenshintergrund ansprechen.“ Und Kakoii-Chef Stefan Mannes fügt hinzu: „Die reduzierte Innenarchitektur schafft einen Raum der Leichtigkeit, Ruhe und Konzentration vereint. Unsere Kampagne fängt genau diesen Geist ein und macht ihn für alle erlebbar.“

Public Marketing, 25.11.24 // Kirchenmarketing

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