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Kinder vor Werbung schützen? Unsere Meinung in der aktuellen brandeins

Kinder vor Werbung schützen? Unsere Meinung in der aktuellen brandeins

„Miley würde sogar gern viel, viel öfter mit der Kamera reden.“ Thema: Kinder Influencer Kinder Influencer. (…) Stefan Mannes betritt den Raum mit einem Aktenordner. Er ist Geschäftsführer der Werbeagentur Kakoii in Berlin. Die hat für die Medienkompetenz-Schwerpunkte des Deutschen Kinderhilfswerks die Facebook-Kampagne übernommen. Einer ihrer Claims lautet: „Kinder haben ein Recht auf Schutz – […]

„Miley würde sogar gern viel, viel öfter mit der Kamera reden.“
Thema: Kinder Influencer

Kinder Influencer. (…) Stefan Mannes betritt den Raum mit einem Aktenordner. Er ist Geschäftsführer der Werbeagentur Kakoii in Berlin. Die hat für die Medienkompetenz-Schwerpunkte des Deutschen Kinderhilfswerks die Facebook-Kampagne übernommen. Einer ihrer Claims lautet: „Kinder haben ein Recht auf Schutz – auch vor Werbung.“ Der Werber wirbt also für weniger Werbung.

kakoii brandeins gegen Werbung - Kinder Influencer Interview mit Kommunikationsexperte Stefan Mannes Thema Marketing für Kinder sei unerschöpflich, sagt er und schlägt den Ordner auf. Darin sind Broschüren von Agenturen, die Unternehmen anbieten, ihre Werbebotschaften in Kindergärten und Grundschulen unterzubringen – „direkt bei der Zielgruppe“. Oder Ausschreibungen von Spielwarenherstellern, die einen Preis ausloben für Kindergärten, die die schönsten Heldenfiguren mit Marken-Knete erstellen. Er zeigt eine Ernährungspyramide, die als Unterrichtsmaterial angeboten wird, in der aber statt eines Glases Saft eine gesüßte Markenlimonade abgebildet ist.

Die Frage ist: Ist es richtig, nur weil es üblich ist, dass schon die Jüngsten mit Konsumhinweisen konfrontiert werden?

Die Unternehmen argumentieren, dass sie die Kinder unterstützen wollen: Kneten sei gut für die Feinmotorik. Aber aus karitativen Motiven verschenkt keine Firma Schulmaterialien. In einer Marketingbroschüre steht noch ein anderer Grund: „Im Grundschulalter werden Markenpräferenzen für viele Jahre und Jahrzehnte gelegt.“ Deswegen sind Kinder als Zielgruppe so beliebt.

Auf Fragen antworten mehrere Unternehmen nur schriftlich. (…) Der Spielwarenhersteller Hasbro, der den Play-Doh-Kindergartenpreis ausschreibt, will sich zu einzelnen Marketingkampagnen nicht äußern. Er verweist aber darauf, dass man sich „in der unabhängigen Bildungsinitiative Media Smart“ engagiere, die die Werbe- und Medienkompetenz von Kindern fördere.

Ist Media Smart wirklich unabhängig? Zu den Mitgliedern gehören der Privatsender SuperRTL, der Süßwarenhersteller Ferrero und die Spielzeugproduzenten Hasbro, Lego und Mattel. In einem Heft, das Media Smart herausgibt, steht die Frage: „Sollte Werbung bereits in der Vorschule zum Thema gemacht werden? Wäre es nicht besser, Kinder in diesem Alter vor Werbung zu bewahren?“ Ein in der Broschüre genannter „Experte“ antwortet: Eine „Abwertung von Werbung hilft Kindern nicht dabei zu lernen, kritisch mit Werbung umzugehen“. So klingt Werbekompetenzförderung, an der sich Spielwarenfirmen beteiligen.

Stefan Mannes dagegen findet Werbung im Vorschulalter problematisch, weil gerade jüngere Kinder sie noch nicht von anderen Informationen unterscheiden können. Er sagt: „In Kitas gehört nichts, was irgendwie mit einem kommerziellen Interesse verbunden ist. Ich persönlich würde sogar sagen, auch nicht in Grundschulen.“

Wie er das durchsetzen will, hat er sich schon überlegt. Erst einmal gehe es um die Debatte, sagt Mannes. Um Bewusstsein für das Thema, um Aufklärung. Das Rauchverbot habe auch Jahre im Raum gestanden, und dann, fast überraschend, sei die Zeit dafür gekommen.

Es gibt auch schon erste Entwicklungen in diese Richtung: In Chile sind Comicfiguren auf Zuckermüsli-Packungen verboten, in São Paolo und Grenoble gibt es generell keine Plakataußenwerbung mehr. In Berlin fordert die Initiative „Berlin werbefrei“ einen weitgehend reklamefreien öffentlichen Raum sowie ein Werbeverbot in Kitas, Schulen und Hochschulen. Sie hat im Jahr 2018 schon mehr als 32 000 gültige Unterschriften gesammelt.

„Ich finde es gut, dass solche Ideen im Diskursraum herumschweben“, sagt Stefan Mannes. Deshalb werde morgen nicht flächendeckend Werbung verboten. „Aber so verrückt ist das alles nicht.“

Robert Henle, der Vater der Youtuberin Miley, muss lachen, als er von der Idee hört. Keine Werbung mehr für Kinder? „Aber da braucht man ja den Fernseher oder den Computer gar nicht mehr anzumachen“, sagt er.

Es gibt Menschen, die erwidern würden: Genau das ist das Problem.

Hier geht es zum ganzen Artikel in der brandeins – Aufgabe Februar 2019


 

kakoii hatte bereits vor mehreren Monaten zum Thema Kinder & Werbung bzw. Kinder Influencer gearbeitet. Im Rahmen unserer Arbeit für das Deutsche Kinderhilfswerk hatten wir uns nicht nur intensiv mit der Wirkung von Werbung auf Kinder beschäftigt (auch über Youtuber hinaus), sondern auch bereits einen viel beachteten Kommentar zum Thema Kindergartenmarketing verfasst. kakoii betrachtet sich selbst als eine konsumkritische Werbeagentur. D.h. wir arbeiten für Marken, die nachhaltige Produkte mit nachvollziehbarem Nutzwert für Menschen anbieten. Dies schließt Kunden aus dem NPO (Caritas, Aidshilfe, DRK & Co.), aber auch aus dem kommerziellen Sektor mit ein. Ein Beispiel dafür ist unsere Arbeit für Alpina Farben, über die auch die brandeins berichtete. kakoii ist einer der Unterstützer des Volksbegehrens „Berlin Werbefrei“ und als Public Affairs Agentur und Agentur für Politikberatung überwiegend mit Projekten des Kulturmarketings, des Sozialmarketings und des Museumsmarketings befasst.

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Freiwillige Rückkehr – Kritik an MigrantInnen Kampagne

Politikberater Stefan Mannes über die Parteienwerbung zur Europawahl: Die Parteiplakate zur Europawahl helfen bei der Orientierung kaum weiter. Fast alle werben für dasselbe.

Überzeugt Werbung MigrantInnen zur freiwilligen Rückkehr in ihre Heimatländer? MigrantInnen zurücksenden? Mit einer Plakatkampagne für Rückkehrerprogramme hat das Bundesinnenministerium für Irritationen gesorgt. Seit Tagen hagelt es Kritik für die neue Plakatkampagne des Bundesinnenministeriums „Dein Land. Deine Zukunft. Jetzt!“: Sie sei „in jeder Form würdelos“, sie erreiche ein „neues Niveau an Fremdenfeindlichkeit“ und vermittle die Botschaft […]

Überzeugt Werbung MigrantInnen zur freiwilligen Rückkehr in ihre Heimatländer?

Freiwillige Rückkehr - Kritik an MigrantInnen KampagneMigrantInnen zurücksenden? Mit einer Plakatkampagne für Rückkehrerprogramme hat das Bundesinnenministerium für Irritationen gesorgt.

Seit Tagen hagelt es Kritik für die neue Plakatkampagne des Bundesinnenministeriums „Dein Land. Deine Zukunft. Jetzt!“: Sie sei „in jeder Form würdelos“, sie erreiche ein „neues Niveau an Fremdenfeindlichkeit“ und vermittle die Botschaft „Flüchtlinge und Ausländer, Ihr seid hier unerwünscht!“, heißt es in den Sozialen Medien. Diese Kritik scheint nun zu fruchten. Am kommenden Montag sind die Initiatoren der zwei Gegenkampagnen, Yann Leretaille und Hannah Hübner, sowie Mitglieder von Migrantenverbänden zu einem Gespräch im Bundesinnenministerium eingeladen.(…)

Ziel der BMI-Kampagne war es eigentlich, Personen ohne Bleibeperspektive auf die Möglichkeit der freiwilligen Rückkehr aufmerksam zu machen. Doch die Plakate mit der Formulierung „Dein Land. Deine Zukunft. Jetzt!“ sorgten für Irritationen. Auch anerkannte Flüchtlinge oder Menschen mit Migrationshintergrund fühlten sich angesprochen.(…)

So eine Kampagne funktioniert nicht über Plakatwerbung

Bei den Programmen zur freiwilligen Rückkehr von MigrantInnen geht es, so das Bundesinnenministerium, in aller Regel um Ausreisepflichtige oder Personen mit geringer Bleibeperspektive, die sich noch im Asylverfahren befinden. Anerkannte Flüchtlinge werden als Anspruchsberechtigte ebenfalls nicht ausgeschlossen, wenn sie eigenverantwortlich entscheiden, freiwillig ins Herkunftsland oder in ein aufnahmebereites Drittland zu ziehen. Durch die bundesweite Plakatierung soll die Zielgruppe „vor Ort“ erreicht werden, ließ das Bundesinnenministerium verlauten. Das sieht Politikexperte Stefan Mannes von der Agentur kakoii kritisch:

„Public Affairs Kampagnen, die sich an so eine fein definierte Zielgruppe wie ausreisepflichtige MigrantInnen richten, funktionieren nicht über Plakatwerbung.“ Die Rückreise sei ein sehr sensibles Thema, sagt er. „Wenn man jemanden dazu bringen möchte, einen solchen Schritt zu gehen, muss man intensiver mit der Person kommunizieren – sei es über spezielle Online-Netzwerke oder geschulte Beratungsstellen.“(…)

TAGESSPIEGEL

Hier geht es zum ganzen Artikel im TAGESSPIEGEL. Und natürlich können wir uns Ihnen auch als Public Affairs Agentur und als Agentur für Politikberatung und politische Werbung empfehlen.

 

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Stefan Mannes
Geschäftsführer / Partner
kakoii Berlin
Telefon: 030 440 3232 8
berlin(Replace this parenthesis with the @ sign)kakoii.de

Stefan Mannes ist Co-Gründer der Agentur kakoii Berlin. Als Politologe und Historiker betreut er seit über 20 Jahren Kunden aus den Bereichen Politik, Verbände und Stiftungen sowohl als strategischer Berater als auch bei der operativen Umsetzung von Kommunikationsmaßnahmen. Als Experte für politische Kommunikation ist er oft zitierter Ansprechpartner für Medienvertreter. Seine Statements und Analysen wurden publiziert in Formaten wie ARD Tagesthemen, RTL News, WDR und vielen mehr.

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Wer nervt, fliegt raus! Pharma Außendienst in Zeiten von Multichannel

PM-Report: Pharmamarketing Personalisiert und individualisiert: Die Macht der Daten

Pharma Außendienst in der Krise? Jahrzehntelang ging es Pharmavertretern darum, ihre Ärzte und Apotheker möglichst oft zu besuchen und zu ihrem wichtigsten Kontaktpunkt zu werden. Nun, in Zeiten wachsender Digitalisierung und Multi-Channel-Kampagnen, die sich ganz unterschiedlicher Kanäle bedienen, sucht der klassische Pharmaaußendienst seine neue Rolle. Der Zugang zum Arzt wird schwieriger, der Außendienst wird nicht […]

Wer nervt, fliegt raus! Pharma Außendienst in Zeiten von MultichannelPharma Außendienst in der Krise? Jahrzehntelang ging es Pharmavertretern darum, ihre Ärzte und Apotheker möglichst oft zu besuchen und zu ihrem wichtigsten Kontaktpunkt zu werden. Nun, in Zeiten wachsender Digitalisierung und Multi-Channel-Kampagnen, die sich ganz unterschiedlicher Kanäle bedienen, sucht der klassische Pharmaaußendienst seine neue Rolle. Der Zugang zum Arzt wird schwieriger, der Außendienst wird nicht empfangen oder nicht ernst genommen. Emailings, Social Media Strategien uvm. sollen jetzt die Ärzte und andere medizinischen Zielgruppen viel besser erreichen und effektiver ansprechen.

Es stellt sich also die Frage, ob der Pharma Außendienst eine anachronistische Institution ist, eine Erscheinung aus dem 20. Jahrhundert, die einfach mental und organisatorisch nicht mehr ins 21. Jahrhundert passt. Mit anderen Worten: Durch die digitalen Medien gerät das Modell Außendienst unter Druck. (…)

Aber der Pharma Außendienst ist und bleibt der wichtigste Kontaktkanal für die Pharmafirmen zu den Ärzten. Sein Jobprofil wird sich jedoch hinsichtlich wachsender Digitalisierung und auch aufgrund des steigenden Kostendruck stark verändern. Der Job wird vielfältiger werden, was jedoch auch andere oder zusätzliche Skills voraussetzen wird, als nur das Überbringen von Messages. So werden der gekonnte Umgang mit digitalen Tools, Teamfähigkeit, Stakeholdermanagementfähigkeit und vernetztes Denken notwendige Grundvoraussetzungen für den Job sein.

Stefan Mannes, Geschäftsführer kakoii GmbH und Marc Anken, Managing Partner anken marketing communication ag geben Antworten in der aktuellen Ausgabe des PM-Report.

PM-Report, Ausgabe 9/18

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CSR Jobs – Corporate Social Responsibility – Neue Jobchancen

CSR Jobs - Corporate Social Responsibility - Neue Jobchancen

Interview mit kakoii Geschäftsführer Stefan Mannes in der UNICUM zum Thema CSR Jobs Heutzutage schreibt sich nahezu jedes Unternehmen auf die Fahne, verantwortungsbewusst zu handeln. Doch wie bekommt man als Absolvent heraus, ob das wirklich ernst gemeint ist? Die Nutzung von Ökostrom und Vermeidung von Elektronikschadstoffen. Die Motivierung der Mitarbeiter, sich ehrenamtlich für Kinder, Senioren […]

CSR Jobs - Corporate Social Responsibility - Neue Jobchancen

Interview mit kakoii Geschäftsführer Stefan Mannes in der UNICUM zum Thema CSR Jobs

Heutzutage schreibt sich nahezu jedes Unternehmen auf die Fahne, verantwortungsbewusst zu handeln. Doch wie bekommt man als Absolvent heraus, ob das wirklich ernst gemeint ist?

Die Nutzung von Ökostrom und Vermeidung von Elektronikschadstoffen. Die Motivierung der Mitarbeiter, sich ehrenamtlich für Kinder, Senioren oder Obdachlose einzusetzen. Der Bau einer Schule in der indischen Provinz. Das alles sind Beispiele für Maßnahmen der Corporate Social Responsibility (CSR), die von spezialisierten Managern geplant, umgesetzt und kontrolliert werden. Außerdem ist es Teil eines zeitgemäßen Employer Branding. Trotz aller schmackhaften Rosinen – wer frisch von der Hochschule kommt, sollte sich genau überlegen, welches Unternehmen er sich herauspickt. Die Auswahl ist aber mittlerweile recht groß. Es gibt zahlreiche CSR Jobs auf dem Arbeitsmarkt.

In den vergangenen Jahren hat CSR stark an Bedeutung gewonnen. Laut Stefan Mannes, Geschäftsführer von kakoii, einer Berliner Agentur für CSR und Corporate Citizenship, liege dies daran, dass alle Grundbedürfnisse gedeckt seien: „Frei nach der Bedürfnispyramide von Maslow geht es den Menschen in den Industrienationen mittlerweile so gut, dass sie sich um Dinge wie Selbstverwirklichung, Moral und Nachhaltigkeit kümmern können.“ Dies treffe auf Unternehmer zu, die immer häufiger von innen heraus eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft – nicht nur gegenüber den Shareholdern – verspürten, als auch auf Konsumenten, die ethisch korrekte Produkte erwarteten.(…)

Die Bereitschaft, Gesicht zu zeigen, ist über die letzten Jahrzehnte in den Markenkern vieler Institutionen hineingesickert. Von außen scheinen Unternehmen vorbildlicher denn je zu handeln. Trotzdem sind Konsumenten und Bewerber gefragt, genauer hinzuschauen, authentisches Engagement von reinem „Greenwashing“ zu unterscheiden. Wenn ein Lebensmittelkonzern in Afrika Trinkwasserprojekte sponsert, gleichzeitig mit dem Anbau von Palmölplantagen den Regenwald zerstört, ist das zu hinterfragen; wenn eine Organisation vorgibt, ein offenes, kollegiales Klima zu pflegen, Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betont, gleichzeitig in der Presse von Knebelverträgen, 14-Stunden-Tagen oder wahllosen Kündigungen zu lesen ist, stimmt etwas nicht. CSR Jobs sind hier meist anders.

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Pharma Digitalisierung – Kein Grund zur Eile?!

PM-Report: Pharmamarketing Personalisiert und individualisiert: Die Macht der Daten

Pharma Digitalisierung ist in aller Munde. In China gibt es ein Sprichwort, das besagt, dass es nicht sehr schlau ist, der erste zu sein. Denn nicht immer geht es gut aus für den, der heldenhaft voranstürmt. Dieses Sprichwort spiegelt die chinesische Mentalität wider, sich die Dinge erst einmal in Ruhe anzusehen und von den Fehlern […]

Pharma Digitalisierung - Kein Grund zur Eile?!Pharma Digitalisierung ist in aller Munde. In China gibt es ein Sprichwort, das besagt, dass es nicht sehr schlau ist, der erste zu sein. Denn nicht immer geht es gut aus für den, der heldenhaft voranstürmt. Dieses Sprichwort spiegelt die chinesische Mentalität wider, sich die Dinge erst einmal in Ruhe anzusehen und von den Fehlern der anderen zu lernen. Entstanden ist es vermutlich in der Zeit des Bürgerkrieges, denn es bezieht sich auf einen Soldaten, der voreilig eine Brücke sprengte, um den Feind aufzuhalten und dabei ums Leben kam – es war leider die falsche.

Wir haben diese Geschichte oft bei Projekten vor Ort in China gehört und erzählen sie gerne bei Beratungsprojekten in Deutschland weiter – und ganz besonders dann, wenn es darum geht, die Digitalisierung in der Pharmabranche voranzutreiben. Denn die Pharmabranche ist in einem gefährlichen Dilemma: Jahre hinter den digitalen Innovationsspitzen anderer Branchen ist sie erfüllt von dem Drang, nun unbedingt aufholen zu müssen. Doch wer sich gedrängt fühlt, macht Fehler.

Überall werkeln Manager oder Arbeitsgruppen an digitalen Projekten herum, werden Big-Data-Projekte angeschoben und die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz ausgelotet. Und natürlich gibt es zu jedem Präparat und zu jeder Kampagne eine Microsite, einen E-Mail-Newsletter und am besten noch eine App. Eine prosperierende Kongressindustrie freut sich über lukrative Events, auf denen digitale Best-Practice-Beispiele präsentiert werden. Eine wirkliche Strategie steckt hinter diesem Aktionismus nicht, aber nichts tun kommt nicht in Frage, wenn alle Fachzeitschriften voll sind mit dringlichen Artikeln, in denen es heißt, die Pharmabranche verschlafe die Digitalisierung.

Wie man aber an anderen Branchen ganz leicht erkennen kann, ist Digitalisierung kein Selbstzweck: Niemand schaut sich die sorgfältig erstellten Websites an, liest die E-Mail-Newsletter und klickt die teuer programmierten Apps. Big-Data-Systeme spucken keine operationalisierbaren Informationen aus und das Wissen von CRM-Systemen bleibt im System. Und AI-Systeme beschäftigen sich mit sich selbst.

Bei Versicherungen, Banken, Industrie und vielen anderen Branchen werden Millionen in unnötigen Innovationsprojekten verschwendet, weil man glaubt, die entscheidenden Marktvorteile werden sich dann schon von selbst einstellen. Irgendwie. Nicht selten hören wir, dass irgendein Chief Digital Evangelist teuer eingekauft wurde und nun mit dem Vorschussvertrauen des Vorstands unproduktives Unwesen treibt.

Dabei ist es nicht so, dass keine umwälzenden digitalen Innovationen vorliegen würden. Beispielsweise wird Künstliche Intelligenz unser gesamtes Arbeits- und Lebensumfeld verändern. Doch all das liegt in deutlich weiterer Ferne als die meisten Entscheider glauben. Und bis diese Innovationen einsetzbar sind, sollte man seine Zeit nicht damit verschwenden, noch mehr Websites und Ipad-Präsentationen zu präsentieren. Denn im Gegensatz zu marketinggetriebenen B2C-Märkten hat die Pharmabranche ein stabiles Geschäftsmodell und keinen essentiellen Handlungsdruck im Marketing.

Gute Pharmamanager wissen das auch. Pharma tut also gut daran, anderen Branchen mit mehr Handlungsdruck die Experimente und Fehler zu überlassen, um dann – wenn die Zeit reif ist – auf erprobte und wirtschaftliche Prozesse und Systeme zu setzen. Mit anderen Worten: Lieber, kleinere lokale Testprojekte als globale Initiativen starten, Lernkurven ansetzen, die über den nächsten Quartalsbericht hinausreichen und vor allem konsequent von der Zielgruppe her denken. Was Pharma getrost lassen kann: Den ganzen Unfug, der keinen konkreten und nachweisbaren Nutzwert für die Zielgruppen hat. Egal ob für Ärzte oder Patienten. Denn Weniger ist mehr und überlegter ist klüger. Wussten schon die Chinesen.

Gastbeitrag im PM-Report
Von Stefan Mannes, Geschäftsführer kakoii Berlin

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